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Leseprobe "www.orpheus.komm!"
Silvia Gall
“Am Zeugungsglied des Mannes hängt
das Herz der Weiber
und an der Vulva das Herz
der Männer; im Zeichen der Vulva und des Penis steht
die ganze lebendige Welt.”
Ausspruch Shivas
Das sechste Gebot haben sie ausgelassen.
Alle haben sie uns erläutert – vor allem die ersten drei, das vierte, das siebente und achte. Das fünfte versteht sich von selbst. Beim Übertreten des achten haben uns die Schwestern oft erwischt, wenn wir auch nur ein bisschen geschummelt hatten. Das neunte war uns Volksschülerinnen kein Problem, obwohl wir keine Ahnung hinsichtlich der Tragweite hatten. Und das zehnte schien den Schwestern offenbar nicht wichtig. Das sechste hingegen schon. Oft und oft haben sie es wiederholt – nie jedoch erklärt, was es denn mit der viel zitierten Unkeuschheit auf sich hatte. Wann ist man unkeusch? Es war in meinen Ohren ein hässliches Wort und irgendwann hatte ich herausgefunden, dass es etwas mit “Geschlecht” zu tun hatte. Im Begriff Geschlecht steckt bekanntlich “schlecht”. Ich war also a priori schlecht, schon aufgrund der Tatsache, dass ich ein Geschlecht verkörperte. Mit “Geschlecht” verhielt es sich offenbar genauso wie mit der Erbsünde – die klebt an jedem Menschen seit dessen erstem Atemzug, und wehe ihm, man lässt ihn nicht taufen – dann ist er ein für alle Mal zur Hölle verdammt, selbst wenn er noch gar nicht sündigen konnte. So ähnlich ist es mit dem Geschlecht und mit dem Körper.
Überhaupt der Körper: Alles oberhalb des Nabels war edel, alles unterhalb war verpönt. Barbusig und neugierig, wie kleine Mädchen nun einmal sind, war es uns erlaubt, einander überall vom Kopf bis oberhalb des Nabels anzusehen und anzufassen, aber darunter existierte nichts von Gott Gewolltes. Alles unterhalb der Nabelgrenze war also unkeusch. Selbstverständlich auch das Verrichten der Notdurft. Endet doch bekanntlich der Verdauungsprozess unterhalb des Nabels. Alle Ausscheidungsorgane sind dort – ich kam nicht umhin, dies mehrmals täglich feststellen zu müssen. Und dass ich ein kleines Mädchen war, merkte ich daran, dass ich zum Urinieren keinen Penis brauchte. Es war völlig o. k. , dass Buben einen hatten und Mädchen nicht. (An den viel zitierten Penisneid, der laut wissenschaftlicher Dokumentationen im Kleinkindalter manifestiert wird, erinnere ich mich nicht. )
Es war demnach völlig in Ordnung, dass Buben einen wurmförmigen Fortsatz “da unten” hatten und Mädchen nicht – sonst könnte man ja Buben und Mädchen nicht voneinander unterscheiden. Wozu jedoch war das überhaupt notwendig? Hatte das etwa mit dem sechsten Gebot zu tun?
Irgendjemand aus unserer Klasse – eine sehr vorwitzige junge Person – hatte einmal die unverfrorene Frage gestellt, was denn das sei – “Unkeuschheit”? Neben allerlei Protestbemerkungen der Religionsschwester prangerte diese schließlich das “unheilsame fleischliche Verlangen” an. So also war das zu verstehen. Fleischliches Verlangen. Fleisch ist schlecht. Verlangen ist schlecht. Geschlecht sowieso.
Mein Assoziationsbogen schlug
seltsame Kapriolen. Interessanterweise hat Fleisch nie
in besonderem Maß meine Neugier angezogen und habe ich
auch kein besonderes Verlangen danach verspürt. Der –
selten
genug – erheischte Anblick eines nackten Jungen hingegen
– vor allem vom Nabel abwärts – fesselte meine Blicke
gleich einem Magneten, den man nur mit Mühe von einem
gegenpoligen Stück losreißen kann. Aber was hatte das
mit fleischlichem Verlangen zu tun? Was haben die vielen
Aktstudien, die ich sowohl von Männern als auch von
Frauen angefertigt hatte – ich gebe zu, mehr von
Männern als von Frauen –, mit fleischlichem Verlangen
zu tun?
Ist ja bloß Interesse am Menschen, an der Menschlichkeit, zu der eben auch Körper gehören. Und da einige meiner gemalten und gezeichneten Akte im Internet zu sehen sind, werde ich eben auch gelegentlich kontaktiert, ob ich denn nicht auch auftragsmäßig zeichnen würde, oder es kommen einfach bloße Glückwünsche zu besonders gelungenen Studien.
Derartige E-Mails bin ich gewöhnt. Andere wieder nicht:
Sehr verehrte Frau Doktor,
es ist selten und deshalb umso faszinierender, im NETZ
Begegnungen auf der gleichen künstlerischen Ebene
ästhetischer Affinität und visuell-erotischer
Intensität zu knüpfen. Vielleicht gelingt es Ihnen und
mir – im Austausch bildnerischer Poesie?
Ihr ORPHEE
und wie würden sie sich das vorstellen?
In allen Anfängen liegt ein Begehren und ein dunkel-süßes Verlocken zur Enthüllung des so unbekannten fremden Zaubers. So wie die erste Linie einer Federzeichnung, das erste atemlose Setzen einer Farbe zum Ausdruck der traumtiefen, inneren Ahnung wird, so ist nicht die geschlossene Vorstellung, sondern die offene, verführerische Suche das mutige Zeichen des Beginnens. Aber die virtuellen Wege setzen Grenzen und Möglichkeiten zugleich für einen sich annähernden Austausch, für eine unendlich freie Begegnung. Wir sollten deshalb gegenseitig wissen, welche Instrumentarien unsere virtuelle Kommunikation ermöglichen und vor allem kreativ gestalten.
Meine PC-Instrumente sind:
Page Maker
Corel Draw
Photoshop (Meine Bild-Anlagen sind TIFs oder JPEGs.)
Meine Bilder: Akt
Ars erotica Landschaft
Und Sie??? Ich bin (neu)gierig auf die
Bilder, die nicht im Netz gezeigt sind, und auf die
ungemalten, vorerst noch erträumten Bilder.
Für heute genug.
Unbekannt & glühend
Orphee
Mit Rührung lese ich diese Zeilen, die im Zeitalter der Bildersprache und Zweiwortsätze ja schon extrem exotisch-erregend auf mich wirken. Einen Dichter wollte ich immer schon zu meinem Bekanntenkreis zählen. Und übel sieht er auch nicht aus – wenn das ziemlich unscharfe Bild, das er gemailt hat, wirklich echt sein sollte, finde ich ihn sogar recht attraktiv.
ihr poetisch-kryptischer stil gefällt mir – obschon er sich nicht mit meinem deckt. da ich im zivilberuf eine äußerst diesseitige unverträumte bodenständige, nur allzu weltliche architektin bin, besitze ich nur berufseinschlägige hard- und software. ja nicht einmal ein scanner befindet sich derzeit in meinem besitz. ich bin bemüht, dieses manko ehest möglich auszugleichen, würde mich ja ansonsten wie ein lehmverkrusteter zwerg neben lauter sonnenbeschienenen wesen fühlen; dennoch kann ich ihnen via internet keines meiner bilder zeigen, lediglich die ihren bewundernd betrachten. macht es ihnen etwas aus, mir zu sagen, wer sie sind? wie sie aussehen, weiß ich jetzt schon, wie ich aussehe, wissen sie ebenfalls schon durch die homepage. ich würde übrigens eine gemeinsame – nicht virtuelle – ausstellung bevorzugen.
Sie lieber, charmanter Zwerg,
kokettieren Sie nicht mit einer (vorgeblichen)
unverträumten Diesseitigkeit, mit einem unerotischen
architektonischen Dasein, dessen heiligster Zweck und
Dienst sich jede Sehnsucht nach Traum und Fantasie
verböten – Ihr Bild, trotz aller Unschärfe, Ihre
geheimnisverbergenden Augen und überdeutlich Ihre Kunst
verraten die heftige sinnliche Gegenteiligkeit. Oh, ich
kann so vieles darin lesen und mehr noch ahnen, aber um
wie viel lieber noch würde ich Sie malen und Zeichnung
um Zeichnung die in Ihnen unruhig ruhenden Geheimnisse
dechiffrieren.
Zwischen nervösem, zeitraubendem Eingebundensein in
Aufgaben, Einladungen und Verpflichtungen schreibe ich
diese Zeilen und muss auch schon enden. Vielleicht noch
heute spät am Abend mehr.
ORPHEE
Nun noch einen Gruß zur Nacht und ein wenig Traumsand für die Augen.
Mit Unwillen bin ich heute Abend einer lang
schon ausgesprochenen Einladung gefolgt und mit
wachsendem und zunehmend großem intellektuellen
Vergnügen habe ich dann doch den Abend sehr genossen:
einige Abstecher in die politische Diskussion
(Tagesaktualitäten), dann persönliche Gespräche und
Annäherungen und länger dann Reflexionen über
Rezeptionsbedingungen zu künstlerischen
Ausdrucksformen. Ein nicht erhoffter glücklicher Abend.
Interessant: der sich steigernde Reiz, Ihnen von allem
Mitteilung machen zu wollen.
Gute Nacht
ORPHEE
meistens entpuppen sich “events”, denen man ohne erwartungen beiwohnt, als sehr fruchtbarer zeitvertreib. ist es nicht mit allen dingen im leben so? sobald man absichtslos an sie herangeht, wird man durch sie beschenkt. wenn man aber meint, man müsste doch irgendetwas erzwingen können, geht man total leer aus.
was meine malerei anbelangt, fürchte ich, muss ich sie enttäuschen – bin ich doch nicht ausschließlich auf der erotischen welle – der ganze mensch interessiert mich – vom gesicht bis zum letzten zeh, im augenblick sind die gesichter dran.
da ich katzen sehr liebe, werden auch sie gezwungen, sich still sitzend porträtieren zu lassen. und ganz gelegentlich tob ich mich abstrakt aus und stell mir vor, farben- und formenreich die statikgesetze in volle farbtöpfe umzuwandeln, die keiner weiteren inhalte mehr bedürfen.
ihre bilder gefallen mir
sehr gut, obgleich ich eine leichte abwertung der frauen
bzw. eine reduktion auf deren geschlechtsmerkmale zu
erkennen glaube. ist das eine augenblickliche
lebensphase oder entspringt es ihrer einstellung zu
frauen?
o
Jetzt bin ich neugierig, ob er mir auf meine ehrlich gestellte Frage auch eine ehrliche Antwort liefert. In seinen Bildern scheint er die Frauen ausschließlich auf deren Hintern und Geschlechtsmerkmale zu reduzieren und meine bisherige Lebenserfahrung lehrte mich, dass in die menschliche Darstellung sehr viel persönliche Einstellung einfließt.
An manchen Sonntagen verliert man sich zwischen Lust und Lethargie und die Stunden verrinnen wie Sand zwischen den Fingern einer müden Hand. Ein grauer Regentag lässt die goldenen Blütenfarben des frühen Sommers in Melancholie zerfließen und ich bin ein wenig griesgrämig – pardon.
Eine kleine Zeichnung habe ich dir auf deine Frage nach meinem Verhältnis zu Frauen mit einer Antwort “beschrieben”, die in der Knappheit nur streiflichtartig das sehr komplexe und künstlerisch verwobene Thema zwar belichten, aber kaum erhellen kann. Ich denke über deine Frage weiter nach und werde dir darüber schreiben, obwohl ich es vorziehen würde, wenn wir uns beide im Verhältnis zum komplementären Geschlecht und dem erotisch Geschlechtlichen gemeinsam bildnerisch austauschen könnten.
Das Erotische bestimmt für mich zwar wesentlich und magisch-poetisch wie visuell das Thema Frau, aber keineswegs reduziert es deshalb die faszinierende Ganzheitlichkeit, die intellektuelle Spannung und das empfindsame Spüren z. B. zwischen dir und mir.
ORPHEE
Eine klassisch ausweichende Antwort – was fasziniert mich trotz alledem an diesem Mann, der sich in verbal dreifach gehechteten Auerbachs ergießt?
+++++++++++++++++++++++++++++
Trinken wir ein Glas
gemeinsam? In der Badewanne?
o
Sehr geehrte Dame!
Um Ihnen in der Frage des Umbaus bzw. der Neugestaltung
und -nutzung Ihres Badezimmers dienliche Empfehlungen
geben zu können, wäre es hilfreich zu erfahren, welche
(manuelle) Anwendungstechnik (insbesondere in der Frage
heraussprudelnder Überläufe) Sie bevorzugen.
Ich erlaube mir Ihnen (aus bedauerlichem Zeitmangel)
unsere kleine “Kollektion Wien” himmlischer Überläufe
als PPT zuzusenden, die ich ausschließlich für Sie,
gnädige Frau, als erlesene und anspruchsvollste Kundin
(oder darf ich Freundin sagen?) leider auch nur in Eile
entworfen und zusammengestellt habe.
Ich hätte mit dem Ausdruck höchster Bewunderung
selbstverständlich lieber, und sicher auch für Sie
überzeugender, mein, verzeihen Sie bitte die
Übertreibung, bestes Modell zur kennerhaften
Beurteilung Ihren empfindsamen und schönen Händen
überantwortet. Ich bin zutiefst überzeugt, damit Ihren
Ansprüchen voll zu entsprechen, ja ich wage (auch hier
in möglicher Übertreibung) die Annahme, dass Sie
entzückt, ja vielleicht auch glückvoll erschrocken von
seiner Größe sein könnten, die natürlich auf den
ersten Blick nicht für alle !ffnungsgrößen
geeignet erscheinen mag. Aber dies sind Fragen, die ich
in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen sicher leicht
klären kann. Ganz Ihr Meister A.
sehr geehrter herr
direktor!
recht herzlichen dank für die zusendung der info. was
mein badezimmer anbelangt, freut es mich auch
außerordentlich, dass sie mir bei der umgestaltung
desselben, insbesondere, was die frage der sprudelnden
überlaufe anbelangt, behilflich sein wollen. die
überläufe müssten nicht unbedingt versilbert oder
vergoldet, doch angenehm in der berührung sein, also
aus einem material, welches zumindest hauttemperatur
annimmt.
am liebsten wären mir flexible überläufe – um mich
nicht missverständlich auszudrücken: wohl handlich
fest, jedoch nicht allzu starr hinsichtlich ihrer
positionierung, da ich beim baden doch immer wieder
einen lagewechsel bevorzuge. sie sehen also: ich
verlange nichts unmögliches und bin sicher, dass es
ihnen erfolgreich gelingen wird mich diesbezüglich
zufrieden zu stellen. da ich mir nicht sicher bin, an
welcher adresse sie dieser, mein brief erreichen wird,
erlaube ich mir ausnahmsweise ihn zweifach abzusenden.
in erwartung ihrer geschätzten antwort verbleibe ich
mit freundlichen grüßen
o. g.
Liebe Freundin,
(ich hoffe, dass Sie mir diese vertrauliche und
Zuneigung ausdrückende Form ohne zu zürnen oder darin
einen sich nicht ziemenden Übergriff wahrzunehmen, als
Ratgeber und Freund Ihrer interessanten Pläne zum Aus-
und Umbau Ihres auch jetzt schon so wunderschönen Bades
erlauben. )
Ein wenig Kopfschmerz hat mir mein gestriger, schnell
dahingeworfener Brief an Sie bereitet, weil er
möglicherweise bei Ihnen einen verfälschenden Eindruck
meiner Absichten und Möglichkeiten hinterlassen haben
könnte. Denn wenn ich von Baugröße, technischer
Handhabe und durchaus zu lösender Unterbringung meines
einzigen Originalmodells des hitzigen Überströmers in
kleinen und kleineren, aber doch sicher sanft zu
weitenden und damit in jeder Hinsicht funktionsfähigen
!ffnungen schrieb, so habe ich
doch die ganze Vielfalt und Neigung unserer Interessen
und Kompetenzen (fast) nur auf die mechanischen Aspekte
gelenkt. Sie, verehrte und beneidete Liebhaberin einer
genussvollen Form des Bades und des Badens wissen
dagegen aus Neigung und Hingabe, wie unendlich
nuancenreich und kostbar im Geschmack und Stil diese
älteste und besonders in ihren Raffinessen von
sinnlichen Frauen geprägte Kultur den Raum für
schönste und unvergessliche Augenblicke darstellt. Wir
– und ich als Ihr Bewunderer und freundschaftlicher
Ratgeber – verstehen selbstverständlich unsere Aufgabe
nicht in erster Linie als profane Handwerker, da diese
Aufgabe, die sicher notwendige, aber nur zu oft sich
darin erschöpfende Funktion der Rohr-Reinigung und des
Lochstopfens, damit nur allzu unzureichend beschrieben
wäre.
Wir möchten die Sensibilität des Künstlers, der eine
Symphonie des Badens entwirft, ein Gesamtkunstwerk
gestaltet, in den Mittelpunkt unseres intellektuellen
wie sinnlich-handwerklichen Bemühens stellen. Wir
möchten Sie, verehrte gnädige Frau, wenn Sie mir
diesen Vergleich gestatten, zu einem Baden verführen,
das Sie wie 1001 Nacht verzaubert und Sie in die
süßesten Himmel der Genüsse entführt, die Ihre
tiefsten Träume aufs Wunderbarste erfüllen. Sie, die
Sie mir in entwaffnender Offenheit von sich offenbart
haben, dass Sie keine “prüde Nudel” sind, sollen (Ihnen
bisher unvorstellbare) Orgien der Gefühle nie erlebter
Art in Ihrem Bad genießen.
Viele Fragen sind sicher noch zu stellen, viele
Antworten zu suchen und zu verwerfen und neu zu finden,
denn der Entwurf, die Gestaltung dieses so intimen
Raumes für eine zauberhafte und mich immer zugleich
verzaubernde Dame gleicht einem künstlerischen Prozess
der Formfindung aus dunkelsten Tiefen und ist, nahezu in
verwandter Weise, wie ein Abenteuer der Psychoanalyse,
indem man sich im tiefsten Wesen erkennt. Doch ich
möchte Sie nicht weiter langweilen und schließe mit
einer kleinen Bitte an Sie, deren Erfüllung wichtig und
deren Handhabe angenehm für Sie sein dürfte:
Wenn Sie bitte die kleine, dunkel verborgene Tür zum
Hinterausgang Ihres Bades vorsichtig und bei
Unsicherheit sanft vorantastend betreten würden und mir
gelegentlich den wahrscheinlich selten (von Ihnen?)
benutzen Weg auf seine angenehme Begehbarkeit schildern
würden.
Ich verbleibe, Ihre Schönheit anbetend.
Ihr A.
schönen abend – denk dir was angenehmes aus, was man in der badewanne spielen kann!
sehr geehrter fahrender
sänger und spritzgussanbieter!
nun – es ist eine unabdingbare voraussetzung, ja
geradezu ein muss, dass der überlauf auch mit meiner
öffnungsgröße konveniert, auch will ich mir in der
badewanne die keusch benetzten lippen nicht daran
stoßen. ihrem folder zu entnehmen, scheint jedoch das
angebotene modell absolut interessant und auch
formschön zu sein (ästhetik ist für mich sehr
wichtig, wie ihnen vielleicht schon aufgefallen sein
wird).
so betrachtet sehe ich mich selbstverständlich als
äußerst anspruchsvolle kundschaft, als welche ich
allerdings die bezeichnung “freundin” präferiere.
ich verneige mich vor ihrer fähigkeit, angesichts der
kürze der ihnen verbleibenden zeit so aussagekräftige
folders herzustellen und zu versenden. in tiefer
bewunderung ihrer überläufe und erwartung ihrer
geschätzten vorgeschlagenen lieferkonditionen verbleibe
ich mit besten empfehlungen
o.
Sehr verehrte Freifrau von G.,
nun haben sich Ihr und mein Schreiben überschnitten.
Aber ich darf Ihnen doch gern wiederholend bestätigen,
dass auch wir unser Bemühen, Ihnen eine ausschließlich
individuelle und auf Ihre persönlichen Ansprüche
bezogene, Sie absolut immer wieder befriedigende
Dienstleistung anzubieten, als eine große schöpferische
Herausforderung und als immer neu übersprudelnden Quell
sinnlich-künstlerischen Tuns betrachten. Ich darf Ihnen
versichern, dass ich Ihnen das vorgeschlagene Modell
noch zu später Stunde herausgeholt und es heftig auf
seine spritzige Funktionsfähigkeit erfolgreich
überprüft habe. Ich hätte mir gewünscht, Ihnen die
Leistungsfähigkeit, speziell der Spritzhöhe und damit
des energetisch gespannten Zustandes, persönlich
präsentieren zu dürfen.
Ganz Ihr O
mein lieber, geschätzter
orpheeischer spritzdüsenanbieter! als in tiefer
bodenständiger bürgerlichkeit verhaftende bewunderin
ihrer spritzdüsen (leider hab ich es noch immer nicht
bis zur freifrau geschafft – worüber ich einesteils
auch sehr stolz bin) möchte ich lediglich ergänzend
anmerken, dass nicht nur die spritzhöhe, vielmehr die
spritztiefe ihres ventils für damen meinesgleichen
bedeutsam ist. dies beileibe nicht hinsichtlich
eventuell entstehender folgeprodukte – hiefür ist meine
nachfrage eher gering bis gar nicht
vorhanden – sondern hinsichtlich der energetischen
empfindsamkeit des in meiner badewanne wohlig
gepolsterten auffanggefäßes, das nicht einfach jeden
dahergelaufenen spritzdüsengestützten einfüllstutzen
in sich aufzunehmen vermag.
ich würde indes einen versuch wagen, ihr
spritzdüsenüberlaufventil mit meinem auffangbecken zu
einem synergetischen prozess zusammenzuführen. es
müsste sich eigentlich orgiastisch anfühlen.
na dann, los!
o.
Liebste Bewunderin und Kennerin des
ejakularen Tiefeneffektes,
in allen Punkten teile und bewundere ich lustvoll die
Präzision und Zielorientierung Ihrer Wünsche. Da
grundsätzlich die sensitive physiologische Technik der
Wahrnehmung und Tiefenmessung der Entladungsintensität
durch die Besonderheit der Raumkonstruktion des
Auffanggefäßes erschwert ist,
möchte ich Ihnen zunächst einige orale Versuche empfehlend anbieten, ich weiß aber wohl, dass das sehr stark eine Geschmacksfrage ist und nicht von jeder sonst für alle Fragen der Feinschmeckerei empfindsamen Dame goutiert wird.
Im umgekehrten Fall ist die schonende
linguale Stimulanz mit sanfter Entleerung bei
erfolgreicher gefäßeigener Flüssigkeitsanschwemmung
und dezentem, aber auch gern eruptivem
Flüssigkeitsaustritt des Auffanggefäßes geradezu ein
Muss der von mir sehr geschätzten synergetischen
Kooperation. Welchen Wein bevorzugen Sie? Und darf ich
Ihnen ein Bad als Kerzen reflektierendes
“Spiegelkabinett” ausgestalten?
Ihr O
bester ejaquarellierender
künstler!
oh – ein kerzen reflektierendes spiegelkabinett hab ich
mir immer schon gewünscht, gerät doch die
synergetische kooperation zwischen auffanggefäß und
sprühstimulator deutlich empfindungsreicher durch einen
wunderlichen multiplikatoreffekt des geschehens. Was
meine feinschmeckerei anlangt, ist diese stark geprägt
durch das gegenüber bzw. durch die gesamte aura, die
den träger des sprühstimulators umgibt. Sie kann
gleichermaßen erregend wie abregend sein, ich nehme in
ihrem fall ersteres an, wobei ich natürlich einem
körpernahen versuch nicht abgeneigt wäre. in jedem
fall sind auch meine tastkörper bestens geeignet, um
die kompatibilität der komplementären
badezimmerlustorgane zu überprüfen. mein bevorzugter
wein: rioja, medoc, wenn gut, dann auch merlot.
wie steht es übrigens mit der optischen befindlichkeit?
Ihre o.
Ende der Leseprobe
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